Als Ausdruck einer Gesinnung oder eines Lebensmottos, um die Verbundenheit mit einer Rockband oder einer Automarke zu zeigen: Anstecknadeln und Abzeichen, Buttons und Pins sind in unserer Alltagskultur kaum zu übersehen. Sie werden als Schmuckstücke getragen oder signalisieren öffentlich und – auf der Kleidung, an einer Tasche oder an einem Rucksack befestigt – deutlich sichtbar die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, zu einem Unternehmen, zu einer Partei, zu einem Verein oder Verband. Sie erinnern an ein bestimmtes Ereignis oder an eine Veranstaltung, sie drücken ganz einfach eine Vorliebe oder Abneigung aus – oder sie vermitteln kurze politische Botschaften.
Auch die in der Dauerausstellung der NS-Dokumentation Vogelsang gezeigte Anstecknadel erfüllte derartige Funktionen. Wer sie sich Ende der 1970er Jahre ans Revers steckte, trug damit seine Vergangenheit als ehemaliger „Ordensjunker“ der NSDAP öffentlich zur Schau und zählte sich mit Stolz zum Kreis der „alten Kameraden“ aus den „NS-Ordensburgen“. Der Anstecker signalisierte somit vor allem ideelle Identifikation. Er verklärte in gewisser Weise zugleich auch die Vergangenheit, denn gezeigt ist die von den Nationalsozialisten ikonenhaft verwendete und in der Propaganda reichsweit verbreitete Ansicht der „NS-Ordensburg“ Vogelsang, während die drei Buchstaben K, V und S für die Namen der drei „Ordensburgen“ Krössinsee, Vogelsang und Sonthofen stehen.
Als repräsentative Großbauten mit erheblichem Aufwand ab 1934 neu errichtet, dienten die drei „NS-Ordensburgen“ der NSDAP zum einen als Kaderschmieden, in denen jüngere nationalsozialistische Aktivisten, sogenannte „Ordensjunker“, auf ihre Aufgaben als politische Funktionäre der „rassisch“ homogen gedachten „Volksgemeinschaft“ vorbereitet werden sollten. Diese imaginierte künftige Führungsschicht wurde elitär konstruiert, ideologisch geschult und sollte der Sicherung und dem Ausbau der NS-Herrschaft dienen. Zum anderen erfüllten die drei „Ordensburgen“ multifunktionale Zwecke: Die NSDAP und ihre Unterorganisationen nutzen sie wie Tagungshotels, als Versammlungsstätten, als Propagandaplattformen und politische Bühnen ihrer Selbstdarstellung.