Büchervitrine

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In den heutigen Räumen der Dauerausstellung der NS-Dokumentation Vogelsang befand sich in der NS-Zeit die große Bibliothek der „NS-Ordensburg“ Vogelsang. Dort steht auch eine Vitrine mit Büchern, die aus der ehemaligen Bibliothek Vogelsangs stammen.

Die Bibliothek der "Ordensburg" Vogelsang war mit Lesesaal und Magazin im Westflügel des Hauptgebäudes untergebracht. Von 1936 bis 1945 leitete Dr. Walter Bethke die Vogelsanger Bibliothek. Neben der Hauptbibliothek gab es kleinere, nach Fächern untergliederte Seminarbibliotheken, beispielsweise des »Seminars für Geschichte«, sowie auch Bestände in den Gemeinschaftsräumen der einzelnen Unterkunftshäuser.

Der Umfang des Bestands der Bibliothek ist heute nicht mehr genau bekannt, sie wird aber zwischen 30.000 und 40.000 Bücher umfasst haben. Bethke zufolge soll allein die Handbücherei des Lesesaals etwa 3.000 Bände gezählt haben. Nachdem die Eifel seit Mitte September 1944 zum Kriegsschauplatz der Westfront wurde, begann man mit der Auslagerung der Bestände in kleinere Orte im Bergischen Land. Nach Kriegsende gelangten größere wissenschaftliche Teile der Bibliothek in die Universität Köln, ehe im Juni 1946 entschieden wurde, sie nach Bonn zu überführen. Im Historischen Seminar der Universität Bonn befinden sich noch heute Bestände, die den Bibliotheksstempel »Ordensburg Vogelsang – Hauptbücherei« aufweisen.

Neben einer großen Anzahl nationalsozialistischer Bücher und Zeitschriften umfasste die Bibliothek wissenschaftliche Werke zu Geschichte, Theologie, Rechts- und Staatswissenschaft, Kunst und Literatur. Sie soll außerdem über Bestände aus den Bibliotheken der Gewerkschaften, die nach deren Zerschlagung von der Deutschen Arbeitsfront übernommen wurden, verfügt haben.

Für die „Ordensjunker“ sollte die Bibliothek der Nachbereitung der in den Vorlesungen vorgetragenen Inhalte dienen. Diese Arbeitsphase nahm jedoch keinen festen Platz im vorgesehenen Tagesablauf ein, weshalb die Lehrgangsteilnehmer vermutlich nur in den Abendstunden Zeit für einen Bibliotheksbesuch hatten.

Der „Ordensjunker“ Günther Mix jedenfalls bereitete sich dort für einen Vortrag vor. In seinem Tagebuch notierte er am 16. Januar 1938:
Quelle (Archiv Vogelsang IP):
»Gestern hielt ich meinen Kurzvortrag als Ergänzung über den Stoizismus. Hatte mir kurz aber vielseitiges Material zusammengetragen, was auch nicht ohne Eindruck auf die Kameraden blieb. Mein Referat wurde als gut vom Kameradschaftsführer geheißen. In diesem wie auch in meinen vorhergehenden Vorträgen habe ich jedes mal ein größeres Selbstvertrauen gewonnen, da meine Referate immer günstig beurteilt worden sind u. ich mich rednerisch u. gedanklich als Ganzes gesehen immer mehr vervollkommne. Hatte mir vorgenommen, wenn ich diesmal günstig abschneide mich zu einem Vortrag vor der Hundertschaft zu melden, was ich auch gleich getan habe. Thema selbstgewählt: »Ostpreußen als Vorposten u. Ausgangspunkt für unsere zukünftige Ostpolitik.«