Helmut Morlok

Helmut Morlok (Jahrgang 1929) besuchte zunächst die Volksschule in Freudenstadt im Allgäu. Aus finanziellen Gründen konnten ihm seine Eltern den Besuch eines Gymnasiums nicht ermöglichen. Dies galt für viele Schüler seiner Generation. Nur ein Bruchteil besuchte eine weiterführende Schule. Allerdings schlug seine Lehrerin ihn für das Auswahlverfahren an einer Adolf-Hitler-Schule vor. Helmut Morlok konnte das Auswahlverfahren erfolgreich beenden. 1941 kam Helmut Morlok als Zwölfjähriger in die „NS-Ordensburg“ Sonthofen, von 1942 bis 1944 lebte er mit seinen Klassenkameraden in der „NS-Ordensburg“ Vogelsang. Mit dem Besuch der Adolf-Hitler-Schule änderte sich sein Alltag merklich. Er war nun Internatsschüler, fernab von Familien und Freunden. Der Tagesablauf war streng geregelt: Wecken um 6 Uhr, Antreten zum Fahnenappell um 7 Uhr, Unterricht von 8 Uhr bis mittags und danach verschiedene Dienste und Sport. Den Grad der Ideologisierung des Unterrichts hat Helmut Morlok unterschiedlich wahrgenommen – vieles war abhängig von der politischen Einstellung des Lehrers. In der Endphase des Zweiten Weltkrieges führte Helmut Morlok einen jüngeren Jahrgang seiner Adolf-Hitler-Schule von Vogelsang aus quer durch Deutschland in die „NS-Ordensburg“ Krössinsee. Anfang 1945 endete der Unterricht an den Adolf-Hitler-Schulen. Helmut Morlok begab sich mit seinen Schulkameraden, von denen einige durch Beschuss zu Tode kamen, von Krössinsee zu Fuß auf den Weg nach Hause ins Allgäu.

Bei Bleichach begegnete Morlok ehemaligen KZ-Häftlingen. Einer dieser ehemaligen Häftlinge, der mit einer Pistole bewaffnet war, hielt den einstigen Adolf-Hitler-Schüler mit den Worten „Stopp!“ an. Für Morlok bedeutete diese Episode einen Wendepunkt auf seinem Lebensweg. In einem Zeitzeugeninterview sagte er hierzu: „Heute weiß ich, dass dieses ‚Stopp‘ nicht nur meinem Heimweg galt, sondern meinem Lebensweg. Und seither – so habe ich es mal geschrieben in einem kleinen Aufsatz – beschäftigt mich die Frage: Dürfen Engel eine Pistole tragen?“ Nach dem Krieg wurde Helmut Morlok erfolgreicher Architekt. Vor allem aber widmete Morlok sein Leben der historischen Aufarbeitung des Holocausts. Er war Mitbegründer der „Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz“.
Im Studientag Spurensuche „Adolf-Hitler-Schüler“ lernen die Schülerinnen und Schüler anhand von Interviews einstige Adolf-Hitler-Schüler kennen. Warum haben sie diese Schulen besucht? Wie gestaltete sich der Schulalltag? Wie blicken sie auf diese Zeit zurück?
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/images/vogelsang/articles/VIP010001.jpgHelmut Morlok in der Ausgeh-Uniform der Adolf-Hitler-Schulen, Vogelsang 1944 (Archiv Vogelsang IP)
/images/vogelsang/articles/VIP001830.jpgSchüler der Adolf-Hitler-Schule 7, Klasse 7/41, in Vogelsang (Archiv Vogelsang IP) ((stehend v.l.n.r.: Rudi Hofmann, Jochen Hammerbacher, N. Bursch, Rudi Corell, Gottlieb Bernauer, Günther Schott, N. Hägele, Siegfried Menrad, Walter Weitzel, N. Pfister; verdeckt: Heinz Maurer, Gerhard Fromm, N. Mayer; sitzend v.l.n.r.: Helmut Morlok, Erich Viessmann, Robert Forster))
/images/vogelsang/articles/AHS 7 41_2012_DSC0257.jpgEhemalige Schüler der Adolf-Hitler-Schule 7, Klasse 7/41, mit ihren Ehefrauen im Juni 2012 in Vogelsang (Foto: Stefan Wunsch)
/images/vogelsang/articles/AHS 7 41_2012_DSC0264.jpgEhemalige Schüler der Adolf-Hitler-Schule 7, Klasse 7/41, mit ihren Ehefrauen im Juni 2012 in ihrem ehemaligen Wohnraum in Vogelsang (Foto: Stefan Wunsch)
/images/vogelsang/articles/AHS 7 41_2012_DSC0280.jpgEhemalige Schüler der Adolf-Hitler-Schule 7, Klasse 7/41, mit ihren Ehefrauen im Juni 2012 in Vogelsang; in der Bildmitte mit Bart Helmut Morlok (Foto: Stefan Wunsch)