Der Lernort Tuchwerk Aachen

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Herzlich willkommen im Tuchwerk Aachen. Das Tuchwerk Aachen, auch bekannt unter dem Namen ‚Stockheider Mühle‘ ist seit 2014 ein Wissens– und Kulturstandort, an dem die Aachener Textilindustrie-Geschichte anschaulich erlebt werden kann. Schon das älteste Totenbuch des Aachener Marienstifts (1239 bis 1331) erwähnt die Stockheider Mühle. Der urkundlich als erster benannte Müller war ein gewisser Bensch (1549). Eine jüngere Urkunde aus dem Jahre 1680 bezeichnet die Mühle als Kupfermühle. 1788 wird sie erstmalig als Walkmühle bezeichnet – eine Nutzung, die im gesamten 19. Jahrhundert nachweisbar ist.

1891 erwarb Theodor Rzehak, der aus Brünn (heute in Tschechien) nach Preußen ausgewandert war, die Stockheider Mühle mit den für eine Färberei wichtigen Wassernutzungsrechten („Wassergerechtsame“). Das Unternehmen entwickelte sich recht gut, musste während des ersten Weltkrieges jedoch zum ersten Mal stillgelegt werden. 1918 trat Leo Rzehak, Sohn Theodors, dem Betrieb bei. Trotz Nachkriegswirren, Inflation und der Weltwirtschaftskrise gelang es, den Betrieb zu erhalten. 1938 verstarb der Gründer des Unternehmens. Während des zweiten Weltkrieges wurde die Produktion ein weiteres Mal eingestellt. Theodor Rzehak, Leos Sohn, kehrte der von ihm angestrebten journalistischen Karriere den Rücken zu und begann mit seinem Vater den Wiederaufbau. Nachdem sie zunächst Uniformtuche umfärbten, bekamen sie ab 1946 auch zivile Aufträge.
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1948 erfolgte eine Erweiterung und Modernisierung der Stückfärberei. So richtete man u.a. ein Laboratorium ein, um genauere Materialuntersuchungen vornehmen zu können. Die Geschäfte entwickelten sich so erfreulich, dass man dem Betrieb als einer der ersten Färbereien Aachens 1951 eine Appreturanstalt hinzufügte. Dadurch war man in der Lage, Tuche versandfertig zu veredeln, womit sich auch der Kundenkreis erweiterte. 1966 hatte das Unternehmen noch 150 Mitarbeiter, die täglich ungefähr 3000 kg Garn und 10000 m Tuch färbten und ausrüsteten. 1969 ging die Firma in den Besitz der Firma ‘Wilhelm Becker KG’ in Aachen-Brand über. Becker modernisierte und erweiterte den Betrieb zu einem damals hochmodernen Textilveredelungs-Unternehmen. Mit der Einrichtung einer eigenen Färberei innerhalb des Stammwerks in Brand verlegte man die Produktion 1983 gänzlich dorthin.

Neben der namensgebenden Depot-Ausstellung des Vereins ‚Tuchwerk Aachen‘, in der verschiedene Themen der Textilindustrie angesprochen werden, sind noch weitere Akteure auf dem Gelände niedergelassen: Das Theater K., die Kleine Theaterfabrik, Künstlerateliers u.a. Die Ausstellung in der rd. 1000 qm großen Depothalle mit ihren vielen Maschinen und Kleinobjekten enthält eindrucksvolle Zeugnisse aus unterschiedlichen Epochen der Textilindustrie-Geschichte und dokumentiert die Komplexität der Produktion eines Alltags-produktes (Tuch).

Anhand der zahlreichen Exponate können Besucher*innen bei einer Führung den Weg von der Wolle bis zum fertigen Tuch erleben. Gleichzeitig vermitteln die Maschinen einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen zu Zeiten der frühen Industrialisierung. Einige der Maschinen können im Betrieb gezeigt werden, so dass die industrielle Arbeitswelt mit ihrem Staub, Lärm und den Gefahren erlebbar werden. Außerdem verfügt das Tuchwerk in einem Nebengebäude über eine umfangreiche Bibliothek und ein Archiv, die auch von Gästen genutzt werden können.



Rundgang Stationen Einführung
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