Färberei
Die Stockheider Mühle war eigentlich eine Färberei, doch können Färberei und Appretur nur stark verkürzt dargestellt werden, denn die Maschinen waren, wie die auf dem Hallenboden sichtbaren Aussparungen der Fliesen zeigen, riesig und sind nicht erhalten.
In dem alten Schrank aus einer Färberei werden vorindustrielle Naturfarben vorgestellt, die vor der Erfindung und Verbreitung der Anilinfarben (Teerfarben) auch in der hiesigen Gegend angebaut und in Mühlen gemahlen wurden. Wolle kann in der Flocke, als Garn oder als fertig gewebtes Tuch gefärbt werden, was jeweils besondere Maschinen erfordert.Das Färben der Flocke erzielte besonders gleichmäßige Ergebnisse, daher auch der Begriff „in der Wolle gefärbt“. Diese Wollen sind Ausgangsprodukt beim Melanchieren von Garnen (vgl. Musterkrempel und Film zur Kammgarnproduktion bei Stöhr AG).
Das Färben von rohweißem Garn erhöht die modische Flexibilität bei der Farbwahl und erfordert das lockere Umspulen auf besondere Spulen, denn die Farbflotte wird möglichst gleichmäßig von innen durch die Spulen gespult, was leicht zu Farbschwankungen führen kann.Das Färben ganzer Stücke (früher war das „Stück“ ein Maß für die Standardlänge eines auf dem Webstuhl eingelegten Kettebaums von ca. 50 Metern) war in Aachen früher Standard, denn traditionell wurden die schweren Aachener Tuche im Stück gefärbt. Das Färben ganzer Stücke gestattet es auch nicht mehr gängige Farben in dunkle Farben umzufärben.
Die Aachener Maschinenfabrik Hautermans produzierte in Edelstahl Färbe- und Appretur-maschinen wie diese kleinen Exemplare. Der erste war geeignet Garnstränge zu färben. Beim Färben wird das Garn von einer Haspel wie früher beim Färben ganzer Stücke langsam durch die Farbflotte gezogen. Diese Technik wurde durch das beim Garnfärben angewandte Verfahren abgelöst. Dabei wird die Farbflotte mit Druck durch das lockerer auf spezielle Färbespulen gewickelte Garn von innen gespült. Zwischen den beiden Färbeapparaturen stehen einige Hilfsgeräte: Kellen, Messbecher usw. Von einer eher alchemistisch anmutenden Geheimwissenschaft entwickelte sich das Färben mit den Teerfarben (früher Anilinfarben genannt) zu einer exakt beherrschbaren Technik ab 1870.Im Gefolge der Tuchindustrie entwickelten sich in Aachen zahlreiche Fabriken der Seifen- und Waschmittelproduktion sowie der Chemischen- und Farbenindustrie. So wurde der Weltkonzern Henkel 1874 in Aachen mit der Produktion von Waschmittelpulver gegründet.Aufgaben/Ergänzung/Vertiefung:
- Maschinenbau in Aachen
- Drei Bücher zur Lektüre (in der Sammlung des Tuchwerks und in der Stadtbibliothek):
- - Hans-Karl Rouette: Aachener Textilgeschichte(n). Aachen 1992
- - Hans-Karl Rouette: Tuch & Thermen. Eupen 2019
- - Jochen Buhren: Die Industrie am Wildbach in Aachen. Aachen 2023