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Alte Krempelmaschine

nach dem System Cockerill

Dieses im Eingangsbereich platzierte älteste Stück der Ausstellung stammt aus der Spinnerei Guillaume in St. Cecile an der luxemburgisch-französischen Grenze. Es handelt sich um eine alte Krempelmaschine (manchmal auch Kardiermaschine genannt). Die Krempelmaschine dient im Prozess des Spinnens zur Bildung eines gleichgerichteten Faserflors durch Kämmen der Wolle vor dem eigentlichen Verspinnen des Materials in Spinnmaschinen. Dies geschah vor der Erfindung der Krempelmaschine mit einfachen Handkarden.

Unsere alte Krempelmaschine steht für das durch die Familie Cockerill von England auf den Kontinent gebrachte technische Wissen und den damit verbundenen Anfängen der Industrialisierung (Dampf- und Spinnmaschinen). Der Industriepionier James Cockerill (1787-1837) war wie sein Bruder John mit einer Tochter des Aachener Tuch- und Nadelfabrikanten Philipp Heinrich Pastor (1752-1821) verheiratet. Beide Familien zählen zu den bedeutendsten Industriepionieren aus der Zeit der frühen Industrialisierung. Nach Cockerill ist heute eine Straße (Cockerillstraße im Zentrum) und nach der Familie Pastor ein Platz im Ostviertel (Pastorplatz) benannt.

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Diese Krempelmaschine zeigt, dass es sehr vieler kleiner Entwicklungsschritte bedurfte, bis eine solche Maschine funktionierte: von der Herstellung des Beschlages der Walzen mit Kratzenband bis zur Steuerung des Antriebs. Das Prinzip aller Krempelmaschinen besteht darin, dass um eine große Walze, den „Tambour“, der das zu erzeugende Vlies transportiert, jeweils Walzenpaare angeordnet sind: die kleinere Walze, der „Wender“, und danach in Laufrichtung der „Arbeiter“. Je mehr solcher Arbeitsstellen die vorgelegte Wolle passiert, um so feiner und regelmäßiger wird das Ergebnis, was man an unserem großen Drei-Krempelsatz mit jeweils vier Arbeitsstellen und seinen 18 m Länge sehen kann.

Im Unterschied zum eigentlichen Spinnen wird bei dieser Maschine auch der erhebliche Kraftaufwand deutlich, der für diesen Arbeitsschritt der Vorspinnerei benötigt wurde. Man kann mit den ausliegenden Handkrempeln versuchen eine Handvoll Wolle zu krempeln und wird dabei feststellen, wieviel Kraft dazu nötig ist.


Zur Vertiefung/mögliche Aufgaben:


Videos:
  • YouTube „Funktionen einer Krempel“ (Tuchfabrik Müller, Euskirchen)
  • YouTube „Von der Wolle zum Garn“ (Tuchfabrik Müller, Euskirchen)
Googlen:
  • Wolle kardieren, Krempel, Wikipedia: Die Familien Cockerill und Pastor
Mögliche Aufgaben:
  • Aufsätze bzw. ein Referat/eine Präsentation verfassen über die Familien Cockerill und Pastor und über den „Aachener Aufruhr“ von 1830, bei dem die Wohnung von Cockerill am Elisenbrunnen verwüstet wurde (Literatur dazu bei wikipedia, DeWiki.de, Stichwort „Aachener Aufruhr“, und in der Bibliothek des Tuchwerks, z.B. Beate Althammer: Herrschaft, Fürsorge, Protest. Bonn 2002)"