Schulbildung

Hardenberg nahm die Warnungen vor den Auswirkungen der massiven Kinderarbeit auf die gesundheitliche und mentale Entwicklung der Kinder sehr ernst und beauftragte eine Umfrage mit dem Titel: „Moralische und physische Verhältnisse der in den Fabriken arbeitenden Kinder 1824.“ Die Ergebnisse sollten die Grundlagen sein für weiteres politisches Handeln.
In der Umfrage wurden folgende Dinge abgefragt (Auszug):
  1. Werden in den Fabriken dortiger Gegend auch Kinder beschäftigt und wenn dies der Fall ist zu welchen Arbeiten?
  2. In welchem Alter?
  3. Täglich wie viel Stunden, und in welchen Stunden und Tagen […]
  4. Wie ist im Übrigen die Lebensart dieser sogenannten Kinder beschaffen, und in welcher Art ist sie verschieden zur Lebensart derjenigen Kinder gleichen Standes, welche nicht beschäftigt wurden?
  5. Wie ist der Gesundheitszustand dieser Kinder?
  6. Wird für den nötigen Schulunterricht dieser Kinder gesorgt?
/images/stadtarchiv/themen/T3_Umfrage_Hardenberg_Beispielseite.jpgLandesarchiv NRW BA 0005 Nr. 1630 Bl. 2ff

Antwort der Regierung Aachen zu Hardenbergs Fragen

  1. Für den Schulunterricht der Fabrikkinder ist eigentlich gar nicht gesorgt. Sobald sie in eine Fabrik eintreten, hört der Schulbesuch in der Regel ganz auf, und wenn vorher die Schule besucht wurde, so waren dies schlecht eingerichtete Warte- und Winkelschulen, da es an tüchtigen Elementarschullehrern und Schulen bis jetzt an vielen Orten noch gemangelt hat.
  2. Die Zahl der Arbeitsstunden richtet sich nach der Jahreszeit. Im Sommer 10-12 Stunden, im Winter 8-10.
  3. Die Lebensart der sogenannten Fabrikkinder ist von der Lebensart anderer Kinder bedeutend verschieden. Das Kind eines Landmannes kann erst zu den ländlichen Arbeiten mit dem 10 - 12ten Jahre herangezogen werden und behält seine freie Bewegung bei Genuss der freien Luft.
  4. Die Kinder sind in der Regel im 6 bis 15 Jahr für Arbeiten in den Fabriken angestellt.
  5. Bei einem Kinde, dass mit 6 Jahren zu einer sitzenden Lebensart, mit herunterhängendem Körper, wie in den Nadel- und Kratzfabriken das der Fall ist, bestimmt wird, können diese Organe sich nicht so stark, nicht so vollkommen ausbilden, als bei einem Kinde, welches in freier Luft bei mäßig körperlicher Anstrengung aufwächst. Trübe Augen, blasses Aussehen, […] und andere auf Verbildung und Störung des Organismus bezugnehmende Übel werden sich bei Fabrikkindern mehr wie bei anderen zeigen, auch auf frühere Mortalität [=Sterblichkeit] einen nicht unbedeutenden Einfluss haben.
  6. Sehr viele Kinder sind in den Fabriken beschäftigt, vorzüglich in den Nadelfabriken, Kratzfabriken, Spinnereien und Tuchwebereien. Die Beschäftigung derselben besteht in den Nadelfabriken im Sortieren der Nadeln, im Verpacken derselben und anderen Finger- und Feins-Gefühl Arbeiten; in den Kratzfabriken im Einstecken der Kratzen; bei den Spinnereien im Abzug der Wolle und bei den Webereien im Spulen.
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