Dreikrempelsatz

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Der sog. Dreikrempelsatz aus der Maschinenfabrik Duesberg-Bosson in Verviers ist das größte Exponat unserer Ausstellung. Im Wesentlichen ist seine Funktionsweise nicht anders als bei der Musterkrempelmaschine (> Station 9, zum Krempeln vgl. auch Station 6) – er dient zur Herstellung eines gleichmäßigen Flors, aus dem in einem anschließenden Verfahren, dem sog. Feinspinnen, danach die Garnfäden gesponnen werden. Hier allerdings wird das ca. zwei Meter breite Flor am Ende in Stücke geteilt und leicht angedreht.
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Die erste Arbeitsstelle dieser Maschine ist der Kastenspeiser. Er transportiert über ein Nagelbrett und eine Waage die Fasern in passenden Portionen zum Vorreißer, der statt mit Kratzenband mit kleinen Reißzahndrähten bestückt ist und so auch mit kleinen Verfilzungen fertig werden kann. Aus dem Vorreißer geht es zum ersten Krempel mit fünf Arbeitsstellen. Von dort geht es über einen Abnehmer zu einem zweiten Krempel mit fünf Arbeitsstellen und von dort auf den sog. Quertäfler, der das Florband um 90 Grad dreht, damit es nach dem erneuten Kardieren beim dritten Krempel gleichmäßiger wird.
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Der Dreikrempelsatz ist typisch für eine Streichgarnspinnerei im Unterschied zu einer Kammgarnspinnerei. • Zur Unterscheidung siehe die Wikipedia-Artikel zu „Streichgarn“ und „Kammgarn“

Vom Quertäfler geht es über einen dritten Krempel zum Florteiler. Der breite, vom Hacker gelöste Faserflor wird durch dicht nebeneinander liegende Riemen getrennt und in schmalen Bändern auf die unterschiedlichen Ebenen des Auslaufs gebracht. Dort werden die Bänder durch Nitschelhosen weiter transportiert und gleichzeitig leicht angedreht. Das so entstandene Vorgarn hat noch keine Drehung und ist deshalb noch sehr labil.
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Meist wird die Mechanisierung des Spinnens an der Erfindung der Spinnmaschine festgemacht. Das aber ist verkürzt, denn ebenso wichtig war die Mechanisierung des Kardierens bzw. Krempelns, wie hier eindrucksvoll zu sehen ist.
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Neben dem Dreikrempelsatz stehen an der Wand zwei für die Vorspinnerei wichtige Hilfsmaschinen: der Schleifbock und die Peralta. Zum erneuten Schärfen der Kratzen müssen die einzelnen Walzen, die sich mit der Zeit abnutzen, von zwei Personen aus der Krempelmaschine herausgehoben werden, wofür die auf dem Schleifbock liegenden Tragehülsen verwendet werden. Früher war das eine schwere Knochenarbeit, die heute von Flaschenzügen übernommen wird. Zum anderen steht hier eine Peralta. Sie stammt aus einer alten Wollspinnerei in St. Cecile (Belgien) und war ursprünglich Teil des dort stehenden Krempelsatzes. Mit dem enormen Druck ihrer beiden plangeschliffenen Walzen wurden früher pflanzliche Unreinheiten (Kletten und Samen), die sich in der Schafwolle verfangen hatten, zerquetscht, ein Vorgang, der Wolle nicht schadet. Heute erfolgt die Beseitigung dieser Unreinheiten auf chemischem Wege durch Karbonisieren mit Schwefelsäure, was auch hier vor Ort von der früheren Färberei Rzehak angewandt wurde.

Videos:
  • YouTube „Funktion einer Krempel“
  • YouTube „Von der Wolle zum Garn Teil 1 Krempeln“