Reißwolf, Ballenwaage, Sackkarre
Nach dem Waschen ist Wolle mehr oder weniger verfilzt und muss mit erheblichem Kraftaufwand „geöffnet“ bzw. aufgelockert werden. Dies geschieht auf dieser Maschine, deren starke und große Zähne ihr den Namen gaben – auf dem Reißwolf. Damit die Fasern beim Wolfen nicht unnötig zerrissen werden, werden sie mit einer Emulsion, der sog. „Schmälze“ benetzt. Der entsprechende Apparat steht neben dem Wolf. Neben dem Mischturm steht eine Ballenwaage. Wolle wurde in riesigen Ballen geliefert, die mit schweren Sackkarren transportiert werden konnten. Unsere Sackkarre stammt aus der Aachener Textil-Ingenieur-schule.
Dass dieser Reißwolf vorher einmal ein Krempelwolf war und umgebaut wurde, kann man an den Auflagen für die Wender und Arbeiter erkennen. Mit einem unserem Wolf ähnlichen Reißwolf kann man ganze Kleidungsstücke zerreißen und so deren Fasern recyclen, wobei eine minderwertige, aus kurzen Fasern bestehende „Reißwolle“ entsteht. Die Produktion von Stoffen aus Reißwolle war eine Domäne von Produkten aus der Region Prato (Italien), die für die deutsche Textilindustrie mit dem Wegfall der Zölle in der EG zu einer harten Konkurrenz wurden.
Das deutsche Markenzeichen des Wollsiegels garantiert dagegen die Verwendung reiner Schurwolle.
Die Wolferei war wegen der umherfliegenden lungengängigen Fasern übrigens ein extrem ungesunder Arbeitsplatz.
Literaturhinweis:
Zur Situation der Arbeiter*innen in der Tuchindustrie im 19. Jahrhundert:
Alphons Thun: Die Industrie am Niederrhein. Leipzig 1879. Auch zu finden auf der
Homepage des Tuchwerks > https://tuchwerk-aachen.de